Die Zahlen zur Lebensmittelverschwendung sind erschreckend: Etwa die Hälfte unserer Lebensmittel werden weggeworfen. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber sie haben alle mit Überfluss zu tun:
- Genormte Lebensmittel sind leichter zu stapeln und zu verpacken. Und sie lassen sich besser verkaufen, weil wir – geprägt durch das Angebot in den Supermärkten – perfekt aussehende Lebensmittel vor Augen haben. Mit Landwirtschaft hat das wenig zu tun. Da wachsen die Kartoffeln und Tomaten, wie es ihnen die Natur vorgibt – unterschiedlich. Die Folge: Gigantische Mengen der produzierten Lebensmittel werden schon aussortiert, bevor sie in den Handel kommen.
- Volle Regale in den Supermärkten, beim Bäcker und Gemüsehändler müssen für viele Verbraucher sein. Wenn der Lieblingsjoghurt ausverkauft ist, kommt Frust auf, und der ist schlecht fürs Geschäft. Die volle Auswahl bis kurz vor Feierabend kann aber nur gewährleistet werden, wenn anschließend die nicht verkauften Waren in den Müll geworfen werden.
- Das Mindesthaltbarkeitsdatum begrenzt die Zeit, in der Lebensmittel verkauft werden können. Was „drüber“ ist, wird im Handel oder zu Hause weggeworfen. Was viele nicht wissen: Das MHD wird von der Industrie recht willkürlich festgelegt und oft sehr knapp kalkuliert. Nur bei Fleisch-, Fisch- oder Eiprodukten kann es nach Ablauf des MHD zu Gesundheitsgefährdungen kommen. Alle anderen Produkte können meist noch deutlich nach Ablauf des Datums bedenkenlos verzehrt werden.
- Bedürfnisse wecken, das wird für den Handel immer wichtiger, denn wirkliche Bedürfnisse haben wir kaum noch. Was aber aufgrund von Werbung, Platzierung oder Appetit gekauft wird, stellt sich schnell als Fehlkauf heraus. Viele Lebensmittel bleiben zu Hause übrig.
Ein weltweites Problem
Die Lebensmittelverschwendung hat Auswirkungen auf die ganze Welt. Je mehr Bananen, Auberginen und Orangen für die reichen Nationen angebaut werden, umso teurer werden die Lebensmittel in den Herkunftsländern. Auch die Rechte von Kleinbauern und Arbeitern kommen dabei zu kurz. Sie werden enteignet oder müssen zu unsäglichen Bedingungen auf den Großfarmen arbeiten. Eigentlich wäre genug für alle da: Die Lebensmittel, die in Europa weggeworfen werden, könnten problemlos alle hungernden Menschen auf der Welt ernähren.
Lebensmittel retten! Händler und Verbraucher suchen Lösungen
„Viel zu schade!“ Das finden viele Menschen, wenn sie die Mengen an essbaren Lebensmitteln sehen, die im Müll landen. Deshalb suchen sie ganz unterschiedliche Lösungen.
In den USA gibt es „Community Supported Agriculture“. In diesen Organisationen zahlen Verbraucherkooperativen kleine Summen und nehmen den Landwirten die Waren ab, die für den Handel nicht perfekt genug aussehen. Hierzulande greifen viele zu anderen Lösungen: Sie containern. Das bedeutet, sie suchen sich ihre Nahrung aus dem Müll. Legal ist das nicht. Auch das Essen im Müll gehört noch den Supermärkten. Diese verschenken immer häufiger brauchbare Lebensmittel an die Tafeln, die es an Bedürftige weiterverteilen. Auch im Internet gibt es verschiedene Initiativen, um Essen zu verbrauchen: Bei foodsharing.de können Privatpersonen zu viel gekaufte Lebensmittel kostenlos zur Abholung anbieten. Auf der Plattform mealsharing.org werden Fremde zum Essen eingeladen, um nichts verkommen zu lassen.
Das alles sind gute Anfänge. Aber auch durch all diese Maßnahmen kann nur ein kleiner Prozentsatz der Lebensmittel tatsächlich „gerettet“ werden.