Wenn die Tage länger werden und die Frühlingssonne das Land erwärmt, beginnt für viele Menschen die schöne Jahreszeit. Mit erwachten Lebensgeistern werden neue Aufgaben angepackt und Ausflüge ins Grüne unternommen. Aber jeder dritte Deutsche betrachtet die erwachende Natur mit gemischten Gefühlen. Der Heuschnupfenallergiker weiß, dass der Frühling Ungemach mit sich bringt. Für ihn wird der Pollenflugkalender wichtiger als die Wettervorhersage. Und der alljährliche Kampf gegen die Allergene beginnt.
Die Gefahren der Chronifizierung
Über die Ursachen der Allergie wird noch gestritten. Ob nun übermäßige Hygiene oder Umweltschadstoffe für die Überreaktion des Organismus verantwortlich sind – eins ist sicher: Der Heuschnupfen ist in Deutschland auf dem Vormarsch. War vor 30 Jahren noch jeder Zehnte von der Pollinose, wie die Krankheit unter Medizinern heißt, betroffen, quält sich heute jeder Dritte mit ihren Symptomen herum.
Die Bezeichnung Heuschnupfen ist dabei nicht ganz passend, denn die Allergie wird tatsächlich von den umherfliegenden Pollen unterschiedlichster Pflanzen ausgelöst. Nicht nur Gräser, auch Getreidearten, Kräuter und Bäume sind Allergieauslöser. Frühblüher wie Erle und Haselnuss sorgen in milden Wintern dafür, dass Allergiker bereits im Januar ‚die Nase voll‘ haben. Den Heuschnupfen mit einer Erkältungserkrankung zu vergleichen ist verständlich, aber irreführend. Tatsächlich sind viele Symptome einer Erkältung ähnlich: Der Fließschnupfen (allergische Rhinitis), die Niesattacken, die verstopfte Nase, die belegten Atemwege. Dennoch ist die Bezeichnung ‚Schnupfen‘ eine missverständliche Verharmlosung der Krankheit. Mit der Pollinose liegt eine Allergie vor, also eine Überreaktion des Körpers auf an sich harmlose Stoffe. Mit der Ausschüttung von Histamin wehrt der Organismus normalerweise Krankheitsstoffe ab. Im Fall der Pflanzenpollen läuft diese Reaktion fehl und löst über eine lange Belastungszeit die bekannten Symptome aus. In der Dauer der Beanspruchung des Immunsystems und der Chronifizierung erkältungsähnlicher Symptome liegt die Gefährlichkeit des Heuschnupfens. Gefürchtet ist der sogenannte Etagenwechsel: Die Beschwerden verlagern sich in den tieferen Atemtrakt von Lunge und Bronchien und können ein allergisches Asthma auslösen.
Ursachen oder Symptome bekämpfen?
Heuschnupfen kann auch Erwachsene ereilen, nimmt seinen Anfang aber meist schon im Kindes- oder Jugendalter. Familiäres Vorkommen erhöht die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Mediziner schließen Spontanheilungen nicht aus, halten sie bei Kontaktallergien aber eher für unwahrscheinlich.
In der Heuschnupfentherapie hat sich die Hyposensibilisierung bewährt: Hier werden die Krankheitsursachen bekämpft, indem der Organismus gegen Allergene unempfindlich gemacht wird. Der Nachteil: Die Hyposensibilisierung braucht Geduld (3 – 5 Jahre Behandlungsdauer) und kann nicht gegen alle Stoffe durchgeführt werden.
Die Antihistaminika bekämpfen als Medikamente die Heuschnupfen-Symptome. Sie schwächen als Nasenspray und als Augentropfen bzw. in Tablettenform die Wirkung des Histamins ab. Ihr Nachteil sind Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Benommenheit. Auch vor einem Missbrauch des Nasensprays muss gewarnt werden: Überdosierung führt zu chronisch geschwollenen Nasenschleimhäuten.
Unter den Naturheilmitteln hat sich das Indische Lungenkraut als eine antiallergische und gleichzeitig die Selbstheilungskräfte unterstützende Arznei bewährt.
Wenn andere Menschen Hurra rufen, richtet sich der Heuschnupfen-Allergiker auf harte Zeiten ein: Warmes, trockenes Sommerwetter mit leichtem Wind transportiert die Allergene perfekt durch die Luft. Für jeden Betroffenen gilt, den Pollenkalender und die aktuelle Pollenflugvorhersage zu studieren. Und zu wissen, welche Allergene er zu meiden hat.
2014 zeichnet sich aufgrund des milden Winters ein früher und starker Pollenflug ab. Lediglich Haselpollen haben ein produktionsärmeres Jahr eingelegt. Umso ergiebiger fliegen die Birkenpollen, die 2013 ein Erholungsjahr durchlaufen haben. Wie stark die Belastung durch Gräser- und Kräuterpollen sein wird, hängt vom Wetterverlauf ab. Allergiker gehören zu den wenigen Menschen, die sich über schlechtes Wetter freuen.
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