55 Millionen und damit zwei Drittel aller Deutschen tragen eine Sehhilfe: 63,4 Prozent der über 16-Jährigen sind Brillenträger, während 5,3 Prozent Kontaktlinsen nutzen. Generell ist eine steigende Verbreitung von Sehhilfen festzustellen, die noch in den 1970er Jahren nur von kaum mehr als 40 Prozent der Bevölkerung eingesetzt wurden. Der 8-prozentige Kontaktlinsenanteil wächst zwar allmählich, doch liegt er immer noch deutlich unter den Werten vergleichbarer Länder wie den Niederlanden (17 Prozent) oder den USA (über 20 Prozent).
Die allgemein zunehmende Verwendung von Sehhilfen ist auch auf das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung zurückzuführen: Während im Alter von 18 bis 29 Jahren „nur“ jeder Dritte eine Sehkorrektur benötigt, erreicht dieser Wert bei über 60-Jährigen nahezu 95 Prozent. Allerdings stieg auch die Brillennutzung durch jüngere Menschen aufgrund des gestiegenen Gesundheitsbewusstseins und zunehmender Augenbelastungen durch veränderte Arbeitsgewohnheiten (z. B. Bildschirmtätigkeiten) sowie aus kosmetischen Gründen deutlich an. Stark gefragt sind die leichteren Kunststoffgläser (Marktanteil von 90 Prozent) sowie zunehmend Mehrstärkengläser.
Nicht zuletzt fällt ein Trend zum Erwerb hochwertiger Produkte bei gleichzeitigem Preisrückgang auf, die maßgeblich auf erhöhten Wettbewerbsdruck durch zusätzliche Anbieter (z. B. Onlineversender) zurückzuführen sind.
Filialoptiker versus Onlineversender
Die traditionellen Stärken der stationären Optiker liegen in Dienstleistungen, die über den reinen Sehhilfenverkauf hinausgehen. Dazu gehören Augenüberprüfungen, Sehanalysen, Screeningtests und auf bestimmte Kundengruppen spezialisierte Angebote. Werden mit nicht korrekten Brillenstärken versehene Sehhilfen genutzt, so treten leicht Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle auf. Etwa 20 Prozent aller Nutzer von Brillen verfügen nicht über eine ihrer Sehstärke entsprechende Sehhilfe.
Ein Onlineversender ist auf die Angaben seines Kunden zu den sphärischen und zylindrischen Refraktionswerten sowie zur Achslage angewiesen und kann vom Brillenträger nicht bemerkte Veränderungen seiner Sehschärfe schwerlich berücksichtigen. Allerdings besteht für einen Onlinekunden die Möglichkeit, vor seiner Bestellung eine gründliche Augenuntersuchung beispielsweise bei seinem Augenarzt durchführen zu lassen.
Ein wesentlicher Vorteil von Onlineversendern liegt in dem gegenüber stationären Optikern teilweise bis zu 70 % betragenden Preisvorteil, den Onlineanbieter direkt im Brillen-Shop gewähren können, da sie auf individuelle Beratungen weitgehend verzichten und Produkte kostengünstig zu Großhandelspreisen erwerben.
Die Entwicklung von Handelsmarken und Markenbrillen
Die von Handelsunternehmen entwickelten Eigenmarken) verzeichnen eine etwas rückläufige Entwicklung, wohingegen hochpreisige Markenbrillen besonders gefragt sind. Während allerdings Markenartikel bei Brillengläsern traditionell bevorzugt werden, sind Handelsmarken bei Brillenfassungen mit einem (allerdings stagnierenden) Marktanteil von etwa einem Viertel stärker positioniert. Erleichtert wird diese Entwicklung in Richtung Markenbrille durch die auch im hochwertigen Segment sinkenden Preise.
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